E-Learning: Einführung in die lateinische Metrik

 


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"Hexameter"

 

 

 

5.2 Trochäische Verse nach römischer Art (mit Füssen)

5.2.1 Trochäische Dipodie

Aus zwei trochäischen Füssen bestehende Verse, trochäische Dipodien, sind nur bei Plautus belegt. Sie finden sich weder bei Terenz noch später bei Seneca. Möglicherweise wurden sie jedoch auch von anderen Dichtern verwendet, deren Werke heute verloren sind. Bei Plautus sind die trochäischen Dipodien immer mit Kretikern vermischt (‒ ⏑ ‒, vgl. Kapitel 7.1). Das Schema sieht folgendermassen aus:

1 ⏕ ×, 2 ⏕ ×

Als Beispiel sei Plaut. Amph. 245 genannt (mit Angabe der Silbenquantitäten). Dieser Vers beginnt mit einer kretischen Dipodie und endet mit einer trochäischen Dipodie, deren Länge im zweiten Fuss aufgelöst ist:

cūm clămōr(e) īnvŏlānt | īmpĕt(u) ălăcrī

 

5.2.2 Trochäische Tripodie/Ithyphallikus

Auch trochäische Tripodien sind oft mit kretischen, manchmal auch mit anapästischen Versen vermischt. Ein Beispiel für dieses Versmass mit dem Schema 1 ⏕ ×, 2 ⏕ ×, 3 ⏕ × liefert Plaut. Cas. 824:

ōpsĕcrō, mĕmēntō [Muta cum Liquida längt bei opsĕcro nicht]

Die trochäische Tripodie wird seit der Antike auch als ‚Ithyphallikus‘ bezeichnet. Ein „skandalös unernst[er]“ Merkspruch (so Snell 41982, 70) zu diesem Begriff lautet: „Íthyphállikúm-bum“.

Wer die ersten beiden Verse von Hor. carm. 1,4 analysiert, wird auf die folgende Verteilung von Längen und Kürzen kommen:

Sōlvĭtŭr ācrĭs hĭēms grātā vĭcĕ vērĭs ēt Făvōnī
    trăhūntquĕ sīccās māchĭnāe cărīnās …

Wie könnte man das Versmass dieser Horaz-Ode beschreiben?

Lösung

Gemäss „conspectus metrorum“ in der kritischen Horazausgabe von Klingner 31959, 320 ist Hor. carm. 1,4 ein Gedicht mit dritten archilochischen Strophen (zu ersten und zweiten archilochischen Strophen vgl. Kapitel 3.3). Diese Strophen bestehen aus einem daktylischen Tetrameter, einem Ithyphallikus (=trochäische Tripodie, hier mit festen Kürzen) und einem katalektischen jambischen Trimeter. Vgl. auch Zgoll 2012, 109 zu Schema und Analyse:

1 ‒ ⏕, 2 ‒ ⏕, 3 ‒ ⏕, 4 ‒ ⏑ ⏑ | 1 ⏕ ⏑, 2 ⏕ ⏑, 3 ⏕ ×
    1 × ⏕ ⏑ ⏕, 2 × ⏕ ⏑ ⏕, 3 ⏑ ⏕ ×

 

 

5.2.3 Trochäischer Quaternar

Der trochäische Quaternar wird katalektisch und akatalektisch verwendet und (wie die trochäische Dipodie und die trochäische Tripodie) oft mit Kretikern vermischt. Im Folgenden sind die beiden Schemata mit jeweils einem Beispiel dargestellt:

- katalektisch: 1 ⏕ ×, 2 ⏕ ×, 3 ⏕ ⏑, 4 × (mit fester Kürze im dritten Fuss)
Plaut. Pseud. 1131a: sītnĕ Bāllĭō dŏmī.

- akatalektisch: 1 ⏕ ×, 2 ⏕ ×, 3 ⏕ ×, 4 ⏕ ×
Ter. Andr. 638a: nīl ŏpūst, ĭbī vĕrēntūr.

 

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