E-Learning: Einführung in die altgriechische Metrik

 


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3.4.3 Der akatalektische jambische Tetrameter

Der jambische Rhythmus kommt bei den Sprechversen auch in Tetrametern vor. Dabei kann man zwischen dem akatalektischen (also dem vollständigen) und dem katalektischen jambischen Tetrameter unterscheiden.

Der akatalektische jambische Tetrameter ist nach den Lyrikern insbesondere in Sophokles' fragmentarisch erhaltenem Satyrspiel Ichneutai ("Spürhunde") als Sprechvers belegt. Da von den griechischen Satyrspielen nur der Kyklops des Euripides vollständig erhalten ist, kommt diesem Papyrusfragment literaturgeschichtlich eine sehr grosse Bedeutung zu.

Zäsuren, Diäresen und Brücken: Bruno Snells Annahme eines Schemas mit Zäsuren nach dem 2. und dem 3. Anceps, einmal nur nach der 2. Kürze, wird nicht von allen Forschenden geteilt. Im Folgenden wird das Schema von West 1982, 93 und Sicking 1993, 114 angegeben. Die Seltenheit des Versmasses dürfte solche Unstimmigkeiten in den Metrikhandbüchern erklären.

1 × ‒ ⏑ ‒, 2 × ‒ ⏑ ‒, ⁚ 3 × ⁝ ‒ ⏑ ‒, 4 ⏒ ͡‒ ⏑ ‒

Am häufigsten ist demnach eine Zäsur nach dem 3. Anceps. Etwas seltener ist die Mitteldiärese. Auch im akatalektischen jambischen Tetrameter gilt in der Regel die Porson'sche Brücke im letzen Metrum.

 

Übung zum akatalektischen jambischen Tetrameter

Sophokles, Ichneutai fr. 314,302-305: Bestimmen Sie die Längen, Kürzen, Zäsuren und Diäresen. Zu den eckigen Klammern und den Punkten unter einzelnen Buchstaben dieser Papyrus-Ausgabe vgl. den Hinweis zur Übung beim Hinkjambus.

<ΚΥ.> βραχύς, χυτροίδης, πο[ι]κίλῃ δορᾷ κατερρικνωμένος.

Lösung

 

<ΧΟ.> ὡς αἰέλουρος εἰκάσαι πέφυκεν ἢ τὼς πόρδαλις;

Lösung

 

<ΚΥ.> πλεῖ̣σ̣τ̣ο̣ν με[τ]αξύ· γογγύλον γάρ ἐστι καὶ βραχυσκελές.

Lösung

 

<ΧΟ.> οὐδ’ ὡς ἰχνευτῇ προσφερὲς πέφυκεν οὐδ’ ὡς καρκίνῳ;  (305)

Lösung

 

Sie haben die Schwierigkeiten beim Bestimmen der Zäsuren und Diäresen in Vers 304 gesehen, wo ich keine definitive Lösung anbieten kann. Aufgrund der Seltenheit des Versmasses sind die regelmässigen Einschnitte schwierig zu bestimmen. So erklären sich auch die unterschiedlichen Schemata in den Metrikhandbüchern, z.B. bei Bruno Snell und bei Martin West.

 

 

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